Um das Herz und die Seele unserer Gemeinschaft zu feiern, haben wir einige unserer ZeoT Schülerinnen interviewt. Wir haben das Privileg, mit so vielen verschiedenen und wundervollen Frauen zu tanzen, und wir freuen uns, mehr über ihr Leben, ihre Leidenschaften und natürlich ihre Liebe zum Tanz zu erfahren.⠀
Mein Name ist Melis und ich bin 25 Jahre alt. Ich bin in Ankara in der Türkei auf die Welt gekommen und hier in der Schweiz aufgewachsen. Mein Vater kommt aus der Türkei und meine Mutter aus der Schweiz. Da ich schon sehr früh mit kulturellen Unterschieden und verschiedenen Sprachen in Kontakt gekommen bin, habe ich dafür eine Faszination entwickelt. Ich liebe es zu reisen und so in verschiedene Kulturen einzutauchen. Ich würde die kulturelle und sprachliche Vielfalt der Welt zu einer Leidenschaft zählen, weil sie mich immer wieder begeistert.
Meine grösste Leidenschaft im Leben ist aber natürlich das Tanzen. Ich liebe es mir verschiedene Tanzarten anzusehen und mir deren Musik anzuhören. Wenn man tanzt, taucht man komplett in diese Kultur und Musik ein und das ist immer wieder ein unglaubliches Gefühl.
Letzen Sommer habe ich mein Studium in Angewandte Sprachen abgeschlossen. Dann hatte ich den Wunsch, in dieser Branche Arbeitserfahrung zu sammeln und habe mich nach Praktikums- oder Einstiegsstellen umgesehen. Im Januar habe ich dann ein Praktikum bei einem Sprachdienstleister angefangen. Das Praktikum dauert bis Ende Oktober und danach möchte ich entweder weiter in der Branche arbeiten oder mich im Bereich Content Marketing, Organisationskommunikation oder DaZ-Lehrperson weiterbilden. Ich bin da momentan noch am Herausfinden, welchen Weg ich genau einschlagen möchte, da mich so vieles begeistert.
Mich hat Tanz schon als Kind sehr begeistert. Die schönen Bewegungen, die Musik und die Kostüme haben mich schon immer mitgerissen. Im Kindergarten habe ich mit Ballett angefangen und war sofort in meinem Element. Ich hatte meine Leidenschaft fürs Tanzen entdeckt. Durch meinen kulturellen Hintergrund (und meiner Begeisterung für Shakira), bin ich dann auch relativ schnell auf Bauchtanz gestossen. Ich bin mit orientalischer Musik aufgewachsen, weil sie schon immer sehr präsent war in meiner Familie. Im Fernsehen lief die türkische Tanzshow «Oryantal Star», die ich jede Woche begeistert mitverfolgt habe. Die Tänzerinnen dieser Show haben mich sehr inspiriert und ich habe angefangen immer mehr orientalische Musik zu hören und in meinem Zimmer dazu zu tanzen. Das hat mir immer sehr viel Spass gemacht. Als Teenager fand ich dann Ballett «nicht mehr cool» und habe mich entschieden damit aufzuhören. Danach habe ich angefangen in einem Verein Basketball zu spielen. Das war zwar «cool» und es hat mir auch sehr viel Spass gemacht, aber nach 3 Jahren habe ich dann mit Basketball aufgehört, da ich in der Lehre an den Wochenenden viel lernen musste und für die Matchs keine Zeit mehr hatte. Die Sehnsucht nach dem Tanzen wurde immer grösser und im Sommer 2015 entschied ich mich dann endlich einen Bauchtanzkurs zu machen und diesen Traum, der mich schon seit meiner Kindheit begleitete, zu erfüllen. Bauchtanz war dann für mich Liebe auf den ersten Blick - oder auf den ersten Hüftschwung 😊
Als ich mit Bauchtanz angefangen habe, fielen mir die Bewegungen schwer, weil sie so ungewohnt waren. Der Körper gewöhnte sich aber relativ schnell an die Bewegungen und mit der Zeit entwickelt man ein ausgeprägtes Körpergefühl. Bauchtanz ist definitiv schwerer als es aussieht und es braucht viel Übung. Ich finde Isolationen sehr herausfordernd. Vor allem, wenn man auf mehreren Ebenen arbeitet, also zum Beispiel Hüfte, Brust und Arme gleichzeitig. Aber ich mag diese Herausforderung, denn wenn man es nach langem Üben endlich hinkriegt, ist der Erfolg umso bereichernder. Ich finde es erstaunlich, wozu unser Körper alles fähig ist. Shimmys gefallen mir besonders gut, weil man da die Energie, die man durch die Musik aufnimmt, einfach loslassen kann. Es macht einfach sehr viel Spass.
Es ist schwierig zu sagen, welcher Stil des Bauchtanzes mir am besten gefällt. Bauchtanz ist so vielseitig und ich bin es auch. Die Verspielte in mir liebt den federnden Stil von Saidi und Khaleegy, die Verträumte in mir tanzt gerne mit Schleierfächer, aber ich mag auch das Gefühlvolle von langsamen Baladis oder dramatischen Liebesliedern. Bei einem kraftvollen Trommelsolo erweckt man seine innere Powerfrau und man fühlt sich dabei stark und gleichzeitig feminin. Meine Lieblingsrhythmen sind Masmoudi und Samai Takil. Beim Masmoudi gefällt es mir, dass sich der Rhythmus so erdig und fesselnd anfühlt. Beim Samai Takil bzw. beim Tanzstil Muwashahat gefällt mir das Elegante und Fliessende, das diesen Stil auszeichnet.
Ich hatte schon immer mit Unsicherheiten über meinen Körper zu kämpfen, aber Bauchtanz hat mir ein neues Bild vom Körper der Frau vermittelt, was mich dazu geführt hat, mich in meiner Haut wohlzufühlen. Bauchtanz feiert den Körper jeder Frau, egal wie dieser Körper aussieht und ich finde das wunderschön und befreiend. Ich fühle mich am schönsten, wenn ich tanze.
Ausserdem bin ich eine ruhigere und schüchterne Person. Tanz hat mir aber gezeigt, dass ich auch aus mir herausgehen und mich durch Bewegungen zur Musik ausdrücken kann. Durch Aufführungen konnte ich mich auch immer mehr daran gewöhnen, vor Publikum zu tanzen. Das hat mein Selbstbewusstsein sehr gestärkt und gleichzeitig hatte ich auch grossen Spass dabei eine geübte Choreografie aufzuführen.
Ich würde gerne mit meiner ganzen Familie gemeinsam Abendessen, weil Familie für mich sehr wichtig ist und ich so viel Zeit wie möglich mit ihr verbringen möchte.